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Ein weiterer schwerkranker Künstler befasst sich
zurzeit mit den Themen "Lebenslinien" und "Afrika".
Die Aussagen des umstrittenen Regisseurs Christoph Schlingensief korrigieren mein Bild von diesem Kunstschaffenden:
Seit 1993 war ich öfters auf dem afrikanischen Kontinent in sehr unterschiedlichen Ländern. Dort laufen die Uhren wirklich anders, wenn sie überhaupt laufen. Ich fühle mich an verschiedenen Orten in Afrika wohler als irgendwo sonst. Auf Reisen durch Afrika fühle ich mich angstfrei.
Ein Künstler ist immer spirituell. Theater hat etwas Spirituelles und Metaphysisches. Das verbindet es mit Afrika, wo es nichts gibt, das nicht spirituell wäre. Das ist der gute Geist, den ich in Afrika spüre und der bei uns höchstens noch maschinell oder chemisch hergestellt wird.
Der Mensch hat eine Lebenslinie, und drumherum gibt es so etwas wie ein Polster, eine Art Toleranzgürtel. Wenn man in diesem vorgegebenen Rahmen bleibt, ist es gut, wenn man sich aber dauernd verstellen muss oder etwas tun muss, was man nicht kann oder was zuviel des Guten ist, dann muss man sich nicht wundern, wenn das auf die Dauer nicht gut geht.
Auszüge aus einem Interview mit dem Regisseur Christoph Schlingensief,
Tages Anzeiger 31. Oktober 2009